Vom Vorarlberg ins Oberwallis
– Powdertrip im Wohnmobil
Ein fixer Reisetermin unserer WhiteHearts-Crew ist jedes Jahr auf’s Neue der Weihnachts- und Neujahrszeitraum. Aber sich festzulegen auf Ort und Zeit ist für Powder-Junkies wie uns extrem schwer, denn dann hängt die Suche nach Neuschnee und guten Bedingungen allein vom Glück ab. Deshalb tauschten wir zu dieser Jahreswende den Hotelkomfort gegen die Flexibilität eines Wohnmobils. So mussten wir uns auf kein vorab geplantes Reiseziel begrenzen und die Wahl der Zielregion war kein Vabanquespiel. Wir konnten spontan auf Frau Holles Launen reagieren, 14 Tage lang kreuz und quer durch die Alpen düsen und auch einer mauen Schnee-Ausgangssituation und einer für Weihnachten viel zu warmen Wetterlage das Beste abgewinnen …
GARGELLEN / ÖSTERREICH, MÜRREN – LAUCHERNALP – LÖTSCHENTAL – LEUKERBAD / SCHWEIZ
„Der Winter ist keine Jahreszeit, sondern eine Aufgabe!“
Am 21. Dezember 2012 sollte ja laut Maya-Kalender die Welt untergehen. „Wenn schon Apokalypse“, dachten wir uns, „dann doch am besten durch ergiebige Schneefälle.“ Aber unsere heimliche Hoffnung auf ein Armageddon aus Schneekristallen blieb nur ein verwegener Wunschtraum. Weltuntergangsstimmung war stattdessen angesagt, als wir Mitte Dezember unseren genetischen Schöpfern gegenübertreten mussten, um mit dem Geständnis aufzuwarten, dass wir dem trauten Eltern- und Verwandtenkreis während der diesjährigen Weihnachtsfeiertage schamlos fernbleiben würden. Die Erklärung, die WhiteHearts hätten ein apokalyptisches Szenario der Maya-Medizinmänner revolutionär neu interpretiert, zündete genauso wenig wie die Argumentation, dass der prophezeite Powder wahrscheinlich der letzte unseres Lebens sein würde. Im Gegenteil, alle Rechtfertigungsversuche riefen bei unseren Familien nur verständnislose Blicke hervor. Alle checkten natürlich sofort, dass wir einfach nur nach brauchbaren Ausreden suchten, um dem Tanz unter dem Tannenbaum zu entfliehen und so schnell wie möglich tiefen Powder unter die Planken zu nehmen. Werkzeug unserer schneesport-spirituellen Grals-Suche würde ein 4,2 Tonnen schweres, 7,5 Meter langes und über 80.000 Euro teures Wohnmobil der Firma Dethleffs sein. Der Marketing-Claim dieses Herstellers lautet ja bekanntlich „Ein Freund der Familie“.
Vielleicht hat dieser Schriftzug auf dem Heck unserer mobilen Missions-Behausung ja geholfen, unsere Weihnachtsabwesenheit etwas abzumildern. Das neue Crew-Mitglied mit 179 PS mussten wir jedenfalls schon am Freitagmorgen, den 21. Dezember, direkt am Ort seiner Herstellung im Dethleffs-Werk in Isny, abholen. Zu dritt, aber mit zwei voll bepackten Pkws und unglaublich viel Ski- und Technik-Equipment sowie einer Unmenge an Wohnmobil-Stuff wie Geschirr, Töpfen und Kabeltrommeln traten wir die Reise aus dem Ruhrgebiet Richtung Allgäu an. Dort ließen wir uns ganz in Ruhe vom Dethleffs-Experten die Vorzüge, Raffinessen und technischen Feinheiten unseres riesigen Reisegefährten erklären. Danach konnte es losgehen.
Zu entdecken gibt’s viel – beim Powder-Trip im Wohnmobil
Zündschlüssel rein und die Aggregate starten. Wir kamen uns vor wie Busfahrer bei einer Jungfernfahrt im neuesten Luxusliner. Die üppige Panoramascheibe machte die Breite des Mobils noch mal so richtig deutlich und ich als Fahrer malte mir schon aus, wie ungeheuer peinlich es wäre, wenn ich mit dem Mutterschiff schon beim Vom-Hof-Rollen am Werkstor anecken würde.
„Unser neues Crew-Mitglied hat 179 PS, wiegt 4,2 Tonnen, ist 7,5 Meter lang,
kostet über 80.000 Euro und hört auf den Namen Dethleff …“
Aber alles lief rund und ohne Beulen. Wir machten noch einen kurzen Stopp bei der nächsten LIDL-Filiale, packten die Stauräume voll mit Lebensmitteln, viel Bier und süffigem Rotwein und schwebten anschließend entspannt den Alpen entgegen. 14 Tage lang hatten wir von nun an Zeit, auf die Suche nach Powder, interessanten Bergregionen und fett verscheiten Hängen zu gehen. Wie herrlich ist doch die Flexibilität eines Wohnmobils! Besonders, wenn es um den alljährlichen Weihnachts-Skireise-Termin geht. Der steht zwar fest im Kalender, aber sich auf ein Reiseziel festzulegen, ist jedes Jahr auf’s Neue ein Vabanquespiel.
Hat man sich für ein Skigebiet in den Ostalpen entschieden, schneit’s im Westen, geht’s in den Norden, fällt der Schnee in den Südalpen. Oder es schneit gar nicht. Wie oft haben wir das schon erlebt. Diesmal würden wir spontan auf Frau Holles Launen reagieren, und auch einer zugegebenermaßen mauen Schnee-Ausgangssituation und einer für Weihnachten viel zu warmen Wetterlage das Beste abgewinnen.
Das war das Konzept unserer Tour. Im Folgenden lernt ihr die Spots und Stopps unserer Tour kennen, die sich mehr durch Zufall als durch Planung ergeben haben:
Gargellen im Montafon, Österreich
Schon während der nachmittäglichen Anreise auf der Rheintal-Autobahn, machten uns die dunklen Wolken, aus denen bei 6 Grad Celsius leichter Nieselregen fiel, Hoffnung auf frischen Neuschnee im Zielgebiet. Die Bestätigung, dass die Schneefallgrenze genau richtig lag für unser Skivergnügen, erfolgte dann am Ende der schmalen Anfahrtsstraße zum 1.403 Meter hoch gelegen Örtchen Gargellen, dessen Skigebiet und Lifte bis auf 2.300 Meter reichen. Zwei Tage blieben wir hier und genossen wirklich unerwartet guten Neuschnee. Danach war der Powder abgerippt, alle Hasen und Rehe im Wald verschreckt und auch der wilde Stromklau, den wir zur Vollversorgung unseres Mutterschiffs an einem Betriebsgebäude auf dem Gondelparkplatz betrieben, konnte nicht länger vor unserem inneren Gewissen toleriert werden …
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